DER HANDBALL SUPER CUP: GEBOREN AUS DEM SOMMERLOCH
ausfiel, Gedanken über die Finanzen machen. Als in diesem Moment eine Anfrage des Kopierherstel- lers Canon auf den Tisch flatterte, kam Keller eine Idee: „Man könnte doch, so wie im Fußball, als Sai- sonauftakt ein Spiel zwischen Meister und Pokalsieger austra- gen.“ Der „Canon Su- percup“ war geboren. Also Anruf bei Uwe Schwenker, dem neuen Manager des frischgebackenen Meisters 1994. Die
le Sitzplätze leer geblieben. „Da habe ich mich daran erinnert, dass wir mit Wallau, weil der Finne Mikael Källman bei uns spielte, mal ein tolles Freund- schaftsspiel gegen Finnland in Kob- lenz hatten, da war die Sporthalle am Oberwerth mit zweieinhalbtausend Fans ausverkauft.“ Und so sollte es dann auch am 17. August 1994 kom- men, als der erste „Canon Supercup“ der Geschichte vergeben wurde. Die Halle war ausverkauft, als die SG Wal- lau-Massenheim unter ihrem neuen Coach Björn Jilsen mit 24:20-Toren siegte und damit einen weiteren Titel einheimste. Die Kieler waren ebenfalls zufrieden, denn sie hatten in den Tagen zuvor sogar noch ein paar Tage in Kob- lenz trainieren können. „Wir haben von denen alle Kosten übernommen, das war für den THW auch gut“, sagt Kel- ler. Für die SG blieben sogar noch rund 20.000 DM übrig. Eine ironische Pointe der Handballgeschichte besteht darin, dass die SG Wallau-Massenheim da- nach nie wieder einen Titel gewann und daher auch nie wieder einen Supercup bestritt. Keller, der mit dem Supercup 1994 zugleich das Namenssponsoring im deutschen Handball erfand, stört das wenig. Er hat ein Trikot aufbewahrt, das die SG für die Supercup-Premiere herstellen ließ. Und überhaupt erinnert er sich gern daran zurück, wie er den Supercup erfand.
Aus dem Rückraum ins ganz große Glück. Olympia in Deutschland. Dafür sein ist alles.
beiden kannten sich aus der Bundes- liga. Linksaußen Schwenker hatte sich im Trikot des TV Grambke und des THW Kiel zwischen 1979 und 1986 auf dem Spielfeld oft mit dem Rechtsaußen Keller duelliert, der vor seiner Wallauer Karriere bei der SG Dietzenbach aufge- laufen war. Schwenker sagte spontan zu, unter der Bedingung, dass die SG alle Kosten übernehme. Als Standort kam die Ballsporthal- le Frankfurt-Höchst nicht wirklich in Frage. Zwar hatte die SG dort im ers - ten Final4-Turnier der Geschichte den „Pott“ geholt, doch dabei waren vie-
Zur 60-jährigen Geschichte der Hand - ball-Bundesliga gehört auch die Ein- führung des Handball Super Cups. Den ersten Titel der Saison erfand Burk- hard Keller, Manager der SG Wallau- Massenheim, im Sommer 1994. Wenn am Samstag, dem 23. August 2025, mit dem 32. Handball Super Cup der große Saisonauftakt steigt, wird auch ein Mann aus dem schweizeri- schen Engelberg in den SAP Garden nach München schauen. „Na klar, das gucke ich mir an“, sagt Burkhard Kel- ler, 67, der seit vielen Jahren im maleri- schen Skiort wohnt. Keller, 73 Einsätze in der Bundesliga, ist immer noch in- teressiert am sportlichen Geschehen. Aber natürlich, sagt er, denke er in je- dem Sommer wieder zurück an 1994, als er diesen Wettbewerb erfand. Keller hatte seinerzeit just die Seiten gewechselt. Nachdem er als Interims- Trainer die SG Wallau-Massenheim 1994 zum Sieg im DHB-Pokal geführt hatte, arbeitete er erneut als SG-Ma- nager, denn die große Figur der SG, Marmorhändler Bodo Ströhmann, war zurückgetreten. In den ersten Wochen im Juli 1994, erinnert er sich, herrschte etwas Leerlauf. „Wir hatten ja immer so ein Sommerloch“, sagt Keller. Zugleich aber musste er sich, da also der Mäzen aus der Marmorbranche
Supercup-Sieger 1994: SG Wallau-Massenheim
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