Handball Super Cup 2025

60 JAHRE HANDBALL-BUNDESLIGA: AUS DER NOT GEBOREN

ter fast 200 Tage pro Jahr zusammen trainierte, blieb Bundestrainer Werner Vick vor WM-Turnieren nur ein Notpro- gramm. „Die waren nur auf dem Papier Amateure, die waren ja Vollprofis“, sagt Lübking. „Und wir haben vor einer WM nur ein paar Tage Lehrgang gehabt, das war’s.“ Jedenfalls hatte der Erweiterte Vor- stand des DHB bereits am 4. September 1965 in Dortmund die Gründung einer Bundesliga vorbereitet, „um im Hallen- handball nicht zweitklassig zu werden und die bei uns seither vorhandene Terminnot einigermaßen zu überbrü- cken“, wie Bundesspielwart Heinrich Hoffmann dramatisch begründete. Be - schlossen wurde die Eliteliga schließ- lich einstimmig vom DHB-Bundestag am 23. April 1966 im Silbersaal der Dortmunder Westfalenhalle. Die Terminnöte, von denen Hoffmann sprach, waren selbst verschuldet. Denn obwohl sich die meisten Natio- nen längst vom Feldhandball verab- schiedet und auf das Hallenspiel kon- zentriert hatten, ließ der DHB immer noch Meisterschaften auf dem Feld und in der Halle ausspielen. Noch 1966 mochten sich die Funktionäre, die mit dem Feldhandball aufgewachsen wa-

ren, davon nicht trennen – weshalb sie gleichzeitig für den Sommer 1967 eine Feld-Bundesliga beschlossen, die je- doch 1973 wieder eingestampft wurde. Vor 1966 wurden die Nationalspieler in der Halle über weite Strecke der Saison kaum gefordert. So traten die beiden Nationalspieler des THW Kiel, die Brü- der Bernd und Wolfgang Struck, etwa im Winter 1963/64 mit ihrem Club zu- nächst in der Landesliga Schleswig- Holstein an, wo ihre Gegner MTV Itze- hoe oder IF Stern Flensburg hießen. Es folgten Vorrundenspiele um die Nord- deutsche Meisterschaft gegen den ATSV Habenhausen und ein Finaltur- nier um die Norddeutsche gegen Poli- zei Hildesheim und den Hamburger SV. Danach erst kam es zu den Endrun- denspielen um die Deutsche Meister- schaft, die ebenfalls an einem Wo- chenende ausgespielt wurde, in diesem Fall in Kiel. Am Finaltag absolvierten die „Zebras“ das Halbfinale gegen den Hamburger SV und das Endspiel gegen den Berliner SV (3:4). Viel hing also von der Tagesform und von Glück ab. Denn der Turniermodus ließ nur Partien mit einer Länge von 2x20 Minuten zu, während international längst 60 Mi- nuten lang gespielt wurde. Das führte

1966: Begeisterung der Zuschauer in der Essener Grugahalle

ter Killesberg gewann FA Göppingen knapp gegen GW Dankersen (13:12). Die meisten Nationalspieler kamen aber, den Feldhandball inklusive, auf 60 Pflichtspiele in der Halle und auf dem Feld. International war der DHB ein Nach- zügler. In Skandinavien, Frankreich oder Spanien wurden längst in ähnli- chen Spielklassen gespielt, die Schwe-

zu Überraschungen und spiegelte oft nicht die wahre Leistungsstärke wider. Für die Saison 1964/65 wurden we- nigstens die drei Endrundenspieltage um die Deutsche Meisterschaft neu ausgeschrieben: Sie wurden nun im Februar 1965 an drei Tagen mit jeweils 2x30 Minuten absolviert und entspra- chen nun den internationalen Stan- dards. Das Finale auf dem Stuttgar-

den hatten bereits 1934 eine Liga ins- talliert und davon erheblich profitiert. Jedenfalls waren die Erwartungen groß, als die Liga, die am 15. Oktober 1966 mit je acht Vereine in einer Nord- und Südstaffel startete. Lübking lief mit Grün-Weiß Dankersen beim PSV Han- nover auf und warf den ersten Treffer der Bundesligageschichte. Der Auftakt einer großen Erfolgsgeschichte.

Der erste Torschütze der HBL-Geschichte: Herbert Lübking

In der Saison 2025/26 feiert die Hand - ball-Bundesliga ihr 60-jähriges Be - stehen. Zum runden Geburtstag lohnt sich ein Blick zurück auf die Anfänge der HBL. Mit verantwortlich für die Gründung der heute „stärkste Liga der Welt“ war die krasse Überlegenheit des Ostblocks. Die Schmach von Dortmund über- zeugte die letzten Zweifler. Als die westdeutschen Handballer am 16. De- zember 1964 mit 14:22-Toren gegen Weltmeister Rumänien in der Westfa- lenhalle untergingen, war das zwar kein „Sputnik-Schock“ wie anno 1957, als die Sowjets den ersten Satelliten ins Weltall schossen. Aber die wenig vor- weihnachtliche Abfuhr verdeutlichte erneut, dass es einer Reform bedurfte, wollte die DHB-Auswahl mit den Teams aus Rumänien, der CSSR und der DDR mithalten. Auf dem Feld stand damals Herbert Lübking, 83. „Ja“, erinnert sich die Le- gende von Grün-Weiß Dankersen, „der Ostblock wurde damals immer stärker.“ Die Unterschiede seien offensicht - lich gewesen. Während der Weltmeis-

Beide Fotos: Länderspiel 1964 gegen Rumänien in der Dortmunder Westfalenhalle

1965: Bundestrainer Werner Vick beim Länderspiel gegen Jugoslawien in Karlsruhe

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