FDGB-POKAL - DDR-PENDANT DES DHB-POKALS
Im K.o.-Modus wurde dabei nur in den ersten Runden gespielt. Am Ende blie- ben fünf Clubs übrig, die in Turnierform (Jeder gegen Jeden) den Pokalsieger er- mittelten. Ab 1985 waren die fünf großen Sportclubs – also der SC Magdeburg, der SC Empor Rostock, ASK Frankfurt/Oder, der SC Dynamo Berlin und der SC Leip- zig – für das finale Turnier gesetzt. Hin - zu kam noch ein weiteres Team, das sich gegen den Rest der DDR durchgesetzt hatte. Gespielt wurde ab 1980 stets in Rostock. „Die Sporthalle in Rostock war die mo- dernste Halle in der DDR“, erklärt Klaus Langhoff, der damalige Nationalcoach. „Und es war ein Prestigeprojekt von FDGB-Chef Harry Tisch.“ Zugleich sei der ZuschauerZzuspruch bei dem Rostocker Pokalevent immer sehr gut gewesen. „Die Halle war fast immer gut gefüllt“, er- innert sich auch Frank-Michael Wahl, der Olympiasieger von 1980, der den Pokal mit Empor insgesamt sieben Mal gewann (1980, 1981, 1985-1989). Als Gastgeber war Rostock „immer Favo- rit“, sagt Schmidt. Und auch Wahl räumt ein, dass der Heimvorteil seinem Club mitunter half, sich so oft in die Sieger- liste einzutragen. „Auf der anderen Seite musste man sich diesen Titel in diesen Turnierspielen auch hart verdienen.“ Nur einmal, nach dem Ende der DDR, wurde der Sieger in einer reinen K.o.- Runde ermittelt. 1991 siegte der HC Preußen Berlin mit Stephan Hauck und Lutz Grosser. Im folgenden gesamt- deutschen Finale unterlag das Team von Trainer Gunter Funk dann TuSEM Essen in zwei Spielen (21:25, 20:25). Danach mit war der FDGB-Pokal endgültig Ge- schichte.
AUF DEM MÜNCHNER RATHAUSBALKON - GENAUSO WIE DER FC BAYERN
Genauso wie der FC Bayern Mit dem Pokalsieg im Jahr 1986 trium- phierte mit dem MTSV Schwabing erst- mals ein Münchener Club. Dennoch fristete Handball in der bayrischen Me- tropole eher ein Nischendasein. Die einmalige Gelegenheit ließen sie sich nicht entgehen. Da die Handballer des MTSV Schwabing einmal im Mün- chener Rathaus empfangen wurden, als Pokalsieger des Jahres 1986, woll- ten sie den Kickern des FC Bayern in nichts nachstehen. „Wenn wir schon einmal hier sind“, sagte also Uli Roth, Kapitän des MTSV, zu Oberbürgermeis- ter Georg Kronawitter. „Dann gehen wir jetzt auch auf den Balkon!“ Von dort oben schmetterte die siegrei- che Handball-Mannschaft ihre Sieges- lieder hinunter auf den Marienplatz. Nur dass dort nicht 30.000 Fans jubel- ten wie bei den Meisterfeiern der Fuß- baller des FCB. „Da stand am Brunnen nur ein Pfarrer, der gerade vor 50 Leu-
ten eine Messe abhielt“, berichtet Roth und lacht. „Und der rief irgendwann wütend hoch, wir sollten leise sein.“ Der Handball fristete also in der bayri- schen Metropole ein Dasein in der Ni- sche. Dabei hatten zwei Mäzene über viele Jahre ein sagenhaftes mediales Ballyhoo entfacht. Da war einerseits Uli Backeshoff, der den TSV Milbertsho - fen managte und 1984 den Handball- Star Erhard Wunderlich verpflichtete. Auf Schwabinger Seite promotete Urs Zondler, ein schillernder Schweizer Un- ternehmer, den Club mit allen Mitteln. Er ließ etwa die Schauspielerin und Sängerin Christine Zierl einfliegen, die in den 2000-Jahren auch als Dolly Dol- lar bekannt wurde. Zierl, die in vielen Filmen und Theaterstücken auftrat, war auch wegen ihres Dekolletees be- kannt, dieses präsentierte sie in der Halbzeitpause – so bescherten Fotos dem Club und seinen Sponsoren bun- desweite Sichtbarkeit. „Die Fotos in
den Zeitungen ließ sich Zondler von den Partnern extra bezahlen“, berich- tet Roth. Manchmal warf Zondler mit Geld um sich. „Einmal hat er Michael Sahm und mir einen 500 Mark-Schein in die Hand gedrückt und gesagt: zum Tanken“, er- zählt Roth. Ein anderes Mal wies Zond- ler seinen Chauffeur an, die Handballer mit seinem Rolls Royce zu jedem an- gesagten Club zu fahren, um sie dort den Türstehern vorzustellen. Und fügte hinzu: „Sucht Euch einen Laden aus: Heute Abend ist für Euch alles frei.“ Aber 1986 hatte sich Zondler längst vom Handball abgewendet, die Schlag- zeilen fielen weniger bunt aus. So ka - men zum Finalrückspiel um den DHB- Pokal am 26. Mai 1986 nur etwa 2.000 Fans in die Rudi-Sedlmayr-Halle. Dabei hatten die Schwabinger im Hinspiel in Gummersbach trotz hohen Rück- stands (2:7) sensationell mit 32:29 gegen den VfL triumphiert. „Da wuss- ten wir“, sagt Roth, „die Chance auf den Titel ist jetzt da“. Das Rückspiel in Mün- chen war ein harter Fight. Einige spra- chen von Boxkämpfen, Schwabings Coach Josip Milkovic gar von „Krieg“. Die Gummersbacher, die drei Rote Kar- ten kassierten, schimpften später über Schauspieleinlagen des Gegners. Aber von dieser Hektik profitierten am Ende Schwabings Bernd Timm, Andreas Dör- höfer & Co. Die Gastgeber verkürzten am Ende von 14:18 auf 16:18 und feier- ten damit den ersten Titel eines Mün- chener Handball-Teams. Und genossen – trotz des fehlenden Publikums – die Aussicht auf den Marienplatz.
Frank-Michael Wahl mit dem FDGB-Pokal 1985
Das ostdeutsche Pendant zum DHB- Pokal war der FDGB-Pokal - Pendant des DHB-Pokals in der DDR. Ausgespielt wur- de er zumeist in Rostock. Auch deshalb wurde Empor Rostock zum Rekordsieger. An den FDGB-Pokal erinnert sich Hand- balllegende Wieland Schmidt gern. „Die Wochen am Meer zum Schluss der Sai- son waren immer sehr schön“, sagt der frühere Weltklasse-Torhüter des SC Magdeburg. Denn sie wohnten, wenn im Mai der nationale Pokalwettbewerb ausgespielt wurde, im Ostseebad War- nemünde. „Da kamen wir ja sonst nicht so oft hin, das war wie Urlaub“, erklärt Schmidt. In sportlicher Hinsicht, sagt Schmidt, war der Pokal des Freien Deutschen Ge- werkschaftsbundes jedoch nicht das höchste Ziel im DDR-Handball. Zumin- dest für seinen Club, den SCM. „Natür- lich wollten wir nicht verlieren. Aber wir waren ja oft schon für den Europapokal der Landesmeister qualifiziert.“ Am Ende einer langen Saison hätten die Trainer das Turnier daher oft genutzt, um Talen- te zu testen. „Deshalb habe ich oft auch nur zugesehen.“, sagt der Olympiasieger von 1980. Bereits seit 1971 war der nationale Pokal in der DDR ausgespielt worden. Aber den Wettbewerben war bis 1975, wie ein Funktionär im Verbandsorgan Handball kritisierte, „nicht immer und überall die ihnen gebührende Bedeutung beige-
FDGB-Pokal Medaille von Wieland Schmidt
messen worden“. Nach dem Beschluss des Weltverbandes IHF, ab 1975/76 einen Europapokal der Pokalsieger ein- zuführen, aber stieg der Stellenwert des FDGB-Pokals.
Der Schwabinger Michael Sahm im Sprungwurf
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