ES BEGANN MIT EINER HANDBALLSCHLACHT
DIE ERFOLGREICHSTEN VEREINE DER POKALGESCHICHTE
te der Modus, den sich der DHB zum Auftakt dieses Wettbewerbes überlegt hatte. Den neuen Wettbewerb hatte der Dachverband aus dem Boden stamp- fen müssen, nachdem der Weltverband IHF am 5. Oktober 1974 im italienischen Jesolo, einem idyllischen Seebad an der Adria, auf Antrag Schwedens und Jugo- slawiens den Europapokal der Pokal- sieger aus der Taufe gehoben hatte. „In den Ländern, in denen keine Pokal- wettbewerbe durchgeführt werden“, hieß es im Protokoll, „können in den ersten Jahren Mannschaften spielen, die bei der nationalen Meisterschaft den zweiten Platz belegt haben“. Der DHB entschied, dass zunächst die beiden unterlegenen Halbfinalisten der Meisterschaft den ersten Finalisten ausspielen sollten. Dabei setzte sich der TSV Rintheim überraschend gegen den TuS Hofweier durch, nach dem 18:19 am 2. Mai in Offenburg genügte ein 12:10-Sieg im Rückspiel zwei Tage später. Wie wenig Renommee mit dem neuen Pokalwettbewerb zu gewinnen war, beweisen die Zuschauerzahlen. Beim Rückspiel in Bruchhausen sahen 900 Fans zu. Zum Finale in die Minde- ner Kreissporthalle kamen ebenfalls nur 1.500 Zuschauer. Auch der Siegespreis versprühte 1975 wenig Glanz: Neben einem Wimpel gab es einen kleinen Zinnteller. Aber das störte die ersten Pokalhelden keines- wegs, als sie ihren Titel am Abend be- gossen. „Da wurde sehr intensiv ge- fachsimpelt“, berichtet Busch lachend. „Und natürlich habe ich mir wegen des Siebenmeters ordentlich Sprüche an- hören müssen.“ Nur Becker litt immer noch: „Bei der Pokalfeier konnte ich nur mit dem Strohhalm trinken.“ Der erste Pokalsieg brachte also we- nig Ruhm. Aber die Erinnerung daran wurde mit den Jahren immer schöner. Busch wird wegen seiner 7-Meter-Ein- lage von seinen Mitspielern heute noch aufgezogen. Und das wird auch am 9. Mai 2025 so sein. Denn dann treffen sich die Veteranen zum Jubiläum, um ihren ersten Pokalsieg, dem der TSV GWD Minden in den Jahren 1976 und 1979 zwei weitere Titel im DHB-Pokal- wettbewerb hinzufügte, zu feiern. Wo? An historischer Stelle selbstverständ- lich, im Gasthof „Zum kühlen Grunde“.
Position Verein
Pokalsiege
Jahr(e)
1. 2. 3. 3. 3. 4. 4. 4. 4. 4. 4. 5. 5. 5. 5. 5.
THW Kiel
12
2022, 2019, 2017, 2013, 2012, 2011, 2009, 2008, 2007, 2000, 1999, 1998
VfL Gummersbach TBV Lemgo Lippe
5 4 4 4 3 3 3 2 2 2 1 1 1 1
1985, 1983, 1982, 1978, 1977
2020, 2002, 1997, 1995 2015, 2005, 2004, 2003 1989, 1987, 1984, 1980
SG Flensburg-Handewitt
TV Großwallstadt SC Magdeburg
2024, 2016, 1996 1992, 1991, 1988 1979, 1976, 1975
TuSEM Essen
TSV Grün-Weiß Dankersen
Rhein-Neckar Löwen
2023, 2018 2010, 2006 1994, 1993
HSV Handball
SG Wallau/Massenheim
Die 1. DHB-Pokalsiegermannschaft 1976
Füchse Berlin
2014 2001 1990 1986 1981
VfL Bad Schwartau TSV Milbertshofen MTSV Schwabing
Einen Jägermeister und eine Zigarre. Damit feierten die Männer von Grün- Weiß Dankersen einst wichtige Siege, wenn sie im Mindener Gasthof „Zum kühlen Grunde“ zusammenkamen. Das war ihr Ritual. Am späten Abend des 9. Mai 1975 dauerte es allerdings, bis sich ihr Blutdruck senkte. Das erste End- spiel um den DHB-Pokal, das sich in diesem Jahr zum 50. Mal jährt, hatte die Gemüter erhitzt. Eine Handball- schlacht lag hinter ihnen. „Ich habe noch nie so ein Spiel, was die Verletzten angeht, mitgemacht“, schimpfte damals Fritz Spannuth, Dankersens Coach. Rückraumrechts- Spieler Bernd Munck war schon in den ersten Minuten verletzt ausgeschie- den. Und dann floss sogar Blut. Rechts - außen Hans Kramer musste früh mit einer klaffenden Kopfwunde vom Feld. In der 45. Minute folgte ihm GWD-Re- gisseur Gerd Becker. „Ich erhielt im Vorbeilaufen einen Schlag ins Gesicht. Die Oberlippe wurde gequetscht und mir wurden beide Frontzähne abge- hauen“, berichtete später der Zahnme- dizin-Student. Und am Ende hätte einer ihrer Besten, Bernhard Busch, in diesem Drama bei- nahe die Rolle des tragischen Helden übernommen. Der Rückraumriese, 1,98 Meter groß, hatte bereits neun Treffer erzielt, als er in der 59. Minute zum Sie- benmeterstrich ging. Es stand 14:13 gegen den TSV Rintheim. Ein weiterer Treffer und der Titel war perfekt. Aber dann leistete sich der deutsche Nationalspieler eine Szene wie im Slap- stick: Er holte aus zum Wurf – und ver- lor den Ball nach hinten! Zum Entsetzen
der Fans nahm Rolf Barthel den ver- lorenen Ball auf und verwandelte den folgenden Tempogegenstoß zum Aus- gleich. „Ich hatte beim Ausholen den Oberschenkel mit dem Ball gestreift“, erzählt Busch von der Handball-Gro- teske, die heute viral gehen würde. Sein Nachteil: „Ich habe nie Harz benutzt, weil meine Hände eigentlich groß ge- nug waren.“
TuS Nettelstedt (TuS N-Lübbecke) 1
DIE SIEGER
Jahr
Verein
Jahr
Verein
1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984 1983 1982 1981 1980 1979 1978 1977 1976 1975
THW Kiel
2024 2023 2022 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999
SC Magdeburg
TBV Lemgo
Rhein-Neckar Löwen
SC Magdeburg
THW Kiel
TBV Lemgo
TBV Lemgo Lippe
SG Wallau/Massenheim SG Wallau/Massenheim
THW Kiel
Rhein-Neckar Löwen
TuSEM Essen TuSEM Essen
THW Kiel
SC Magdeburg
Siegtorschütze Jobst Rehse
TSV Milbertshofen TV Großwallstadt
SG Flensburg-Handewitt
Dieser Fauxpas konnte Busch am Abend aber verschmerzen. Denn sein Team-Kollege Jobst Rehse hatte das Missgeschick mit seinem Siegtreffer zum 15:14 (8:7) ausgebügelt. „Über- schäumende Freude indes gab es da- nach nicht“, hieß es im Spielbericht. Das Gefühl war vielmehr Erleichterung. Für die Dankerser fühlte sich dieser Ti- tel beinahe so wie ein Trostpreis an. Denn dass sie überhaupt im Endspiel standen, hatte mit einer schweren Niederlage zu tun. Sechs Tage zuvor hatten sie das Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen den VfL Gum- mersbach (7:13) verloren. „Das tat weh“, erinnert sich Busch. Der Verlierer musste im Pokalfinale ran. Das besag -
Füchse Berlin
TuSEM Essen
THW Kiel THW Kiel THW Kiel
TV Großwallstadt MTSV Schwabing VfL Gummersbach TV Großwallstadt VfL Gummersbach VfL Gummersbach TuS Nettelstedt TV Großwallstadt
HSV Handball
THW Kiel THW Kiel THW Kiel
HSV Handball
SG Flensburg-Handewitt SG Flensburg-Handewitt SG Flensburg-Handewitt
TSV Grün-Weiß Dankersen
VfL Gummersbach VfL Gummersbach
TBV Lemgo
TSV Grün-Weiß Dankersen TSV Grün-Weiß Dankersen
VfL Bad Schwartau
THW Kiel THW Kiel
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