50 Jahre DHB-Pokal - Das Magazin

Großer Support der MT-Fans

LIDL FINAL4 2025: HBW BALINGEN- WEILSTETTEN - DER AUSSENSEITER

Die HBW Balingen-Weilstten ist seit 1988 der erste Verein, der nicht für Lidk Final4-Tunrier qualifiziert, der nicht im Oberhaus der Bundesliga spielt. Felix König, der Geschäftsführer der HBW Balingen-Weilstetten, hatte vor- her vom „mega Image-Gewinn“ ge- träumt. Als sein Verein mit dem drama- tischen 38:33-Sieg nach Verlängerung in Coburg das Lidl Final4 erreicht hatte, als erster Zweitligist seit 26 Jahren (!), brach im Zollernalbkreis daher Jubel aus. „Die Strahlkraft dieses Events, die bundesweite Reichweite ist enorm“, freute sich der Ex-Profi auf die Reise nach Köln. Zugleich spreche das, be- tonte König, „für die Qualität der zwei- ten Liga“. Die „Gallier von der Alb“, deren größter Erfolg bis dato der Einzug ins Viertel- finale 2016/17 war, hatten auf ihrem Weg ins Finale nicht allein von Los- glück profitiert. Begonnen hatte das Märchen mit dem 34:32-Sieg in der 2. Hauptrunde gegen den Bundesligisten HSG Wetzlar. Sollte der Weg der Balin- ger am 12. April gegen die MT Melsun- gen gar noch ins Endspiel führen, wä- ren sie der dritte Zweitligist in einem DHB-Pokal-Endspiel: Das vermochten zuvor nur die SG Flensburg-Hande-

(1997) gelangen der Einzug in die Vor- schlussrunde. Die 1980er Jahre waren gar geprägt von Pokalsensationen. Hier gelangen dem MTSV Schwabing (1982), dem TV Emsdetten (1983), dem VfL Ha- meln (1984), dem MTSV Milbertshofen (1985), dem TuS Schutterwald (1986), der SG Weiche-Handewitt (1988) und Bayer Leverkusen (1989) der Einzug ins Halbfinale. 1979 kämpften mit der SG Dietzenbach und TuSpo Nürnberg so- gar zwei Regionalligisten (damals die zweithöchste Spielklasse) um den Ein- zug ins Endspiel. 1978 brachte die SG Weiche-Handewitt den Topfavoriten Gummersbach an den Rand einer Nie- derlage (13:16). Die größte Sensation in 50 Jahren DHB- Pokal aber ereignete sich in Schles- wig-Holstein. Der MTV Herzhorn, ein kleiner Verein aus einem 900-Seelen- Dorf in Holstein, schaltete als Ober- ligist am 28. Mai 1977 im Viertelfinale sensationell den Bundesligisten TuS Nettelstedt (23:20) aus. Im Halbfinale unterlag das Team um Olympiateilneh- mer Klaus Lange dem großen VfL Gum- mersbach zwar mit 11:17-Toren. Aber die historische Leistung bleibt: Seither schaffte es kein Drittligist mehr in ein Pokal-Halbfinale.

LIDL FINAL4 2025: DER SECHSTE ANLAUF DER MT MELSUNGEN

Balinger Jubel gegen Wetzlar in der 2. Pokalrunde

witt (1992) und die HSG Dutenhofen/ Münchholzhausen (1997), der Vorgän- ger der HSG Wetzlar. Der Blick in die Pokalhistorie indes zeigt, dass vor dem TuS Schutterwald, der 1998 als letzter Zweitligist nur knapp am späteren Sieger THW Kiel schei- terte, eine ganze Reihe von unterklas- sigen Vereinen den Sprung ins Halb- finale schafften. Bereits beim ersten Final4-Turnier 1993 war mit Eintracht Wiesbaden ein Zweitligist vertreten. Und auch dem VfL Fredenbeck (1995), der MT Melsungen (als TG Melsungen, 1996) und dem VfL Bad Schwartau

Schon zum sechsten Mal fährt die MT Melsungen zum Final4. Bei der Premie- re 1996 stand der damalige Zweitligist vor einer Sensation. Es ist selten, dass für eine ganze Re- gion erhöhte Temperatur gemessen wird. Im April 1996 aber wurde für den Raum Kassel eine solche Diagnose ge- stellt. „In ganz Nordhessen grassiert ein regelrechtes Handballfieber“, warn - te Herbert Rausch, der Manager der TG Melsungen, als der Zweitligist erstmals das Final4-Turnier erreicht hatte. Wo- bei das Wort Manager etwas irrefüh- rend erscheint. Denn Rausch erledigte seinen Job ehrenamtlich, tagsüber war er tätig als Sparkassendirektor. In dieser Serie 1995/96 war das Pokal- fieber kontinuierlich gestiegen. Denn die TG, der Vorgängerverein der heuti-

gen MT Melsungen, hatte nacheinander drei Erstligisten aus dem Wettbewerb befördert: nach dem TuS Nettelstedt (28:23) auch GWD Minden (34:33) und den OSC Rheinhausen (24:23). Es war das erste Mal, dass Melsungen, dieses beschauliche Städtchen mit den vielen schmucken Fachwerkhäusern, auf der Landkarte des deutschen Handballs wahrgenommen wurde. Und auch im Halbfinale am 30. April 1996 gegen TuSEM Essen fehlte nicht viel zur nächsten Sensation. „Wir hät- ten gern ein viertes Mal den Stolper- stein gespielt, aber wir haben in der ersten Halbzeit zu sehr gesündigt“, klagte danach Trainer Karl-Heinz Rich- ter. Damit spielte er an auf die vier (!) vergebenen Siebenmeter in der ersten Viertelstunde, die der Essener Keeper

Stefan Hecker parierte. Dennoch hielt der Underdog die Partie bis zum 17:17 (51. Minute) offen – und verlor dann, als die Kräfte nachließen, mit 17:22-Toren. Dieses Ereignis gilt heute als Mark- stein in der Aufstiegsgeschichte des Melsunger Handballs, die in den 1970er Jahren in der Kreisliga begonnen hatte. Eine ähnliche Euphorie lösten freilich auch die Final4-Teilnahmen der MT in den Jahren 2013 und 2014 aus: Beide Male reisten viele Fans per Sonderzug nach Hamburg. Dort allerdings muss- ten sie jeweils Niederlagen gegen die späteren Sieger THW Kiel (23:35) und Füchse Berlin (28:30) beklagen. Bei der vierten Teilnahme in der Pokal- Serie 2019/20, die wegen der Pande- mie erst im Juni 2021 zum Abschluss kam, schaffte es das Team erstmals ins Endspiel. Das Team von Gudmundur Gudmundsson verlor dort aber, als Fa- vorit angetreten, mit 24:28-Toren ge- gen den TBV Lemgo Lippe. Auch im ver- gangenen Jahr schaffte es die MT, nun unter Trainer Roberto Garcia Parrondo, ins Finale, unterlag aber in Köln deut- lich gegen den SC Magdeburg (19:30). Nun, vor dem sechsten Anlauf, steigt erneut das Handballfieber im Nordhes - sischen. Genährt wird es auch durch eine bisher hervorragende Saison in der Bundesliga – und durch ein ver- meintliches Losglück, da im Halbfinale der Zweitligist Balingen wartet.

Der Finaleinzug war ein Riesenerfolg der „Gallier von der Alb“

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